Gewitter fotografieren

Hallo ihr Lieben,
Gewitter sind mystisch, interessant und irgendwie anziehend – vor allem für Fotografen. Doch wie genau fotografiert man am besten ein Gewitter bei Nacht? Das möchte ich euch hier erklären.

Dabei möchte ich anmerken, dass ich hier erkläre, wie ich es gemacht habe. Es gibt freilich viele Möglichkeiten.
Ich wünsche euch viel Spaß.
gewitter001
1.) Die Ausrüstung
Was wird benötigt, um tolle Gewitterbilder zu machen? Eigentlich nicht viel.
  • Spiegelreflexkamera 
    • Natürlich könnt ihr auch mit jeder anderen Kamera gute Bilder machen. Es gibt ja momentan viele Digicams auf dem Markt, bei denen ihr Verschlusszeit und Blende manuell einstellen könnt. Eine Spiegelreflexkamera vereinfacht das ganze aber erheblich.
  • Stativ (optional)
    • Dabei genügt ein einfaches Stativ – es muss kein Profigerät sein. Wer kein Stativ hat, kann sich auch ganz einfach z.B. mit einem Kirschkernkissen oder einem kleinen mit Sand gefüllten Säckchen behelfen. Man kann auch aus der Hand fotografieren, jedoch verwackelt man bei längeren Belichtungszeiten sehr oft.
  • Fernauslöser (optional)
    • Dies dient dazu, beim Auslösen nicht zu verwackeln. Solltet ihr keinen Fernauslöser besitzen, auch nicht schlimm. Ich nenne euch unten einen Trick, mit dem ihr trotz fehlendem Fernauslöser gute Bilder machen könnt.
  • Streulichblende (optional)
    • Solltet ihr eine Streulichtblende besitzen, dann benutzt sie um eventuell auftretendes Streulicht, welches das Bild verfälschen kann, fernzuhalten.
2.) Die richtige Kameraeinstellung
Nun kommen wir zu einem wichtigen Part – der richtigen Kameraeinstellung. Dabei solltet ihr, sofern ihr diese nutzt, raus aus den Kreativprogrammen oder Kameraautomatiken rein in den manuellen Modus wechseln. Dies ist besonders wichtig, jedoch nicht allzu schwer. Bei meiner Canon EOS 450D drehe ich dazu einfach das rechte Auswahlrad auf M. Solltet ihr einen anderen Kamerahersteller haben (wobei es oft gleich/ähnlich ist), so schaut dazu einfach in die mitgelieferte Bedienungsanleitung eurer DSLR.
Belichtungszeit:
Da wir nicht wissen, wann es beim Gewitter blitzt, ist eine längere Belichtungszeit nötig. Ich empfehle Belichtungszeiten von 10 – 30 Sekunden. Probiert dabei gerne ein bisschen.
Blende:
Je nach Umgebungsbeleuchtung empfehle ich eine Blende zwischen 8 und 11, wobei ich Gewitter meist mit Blende 11 fotografiere und diese als gute Basis für euch dienen könnte. Wie gesagt, probiert ein bisschen und passt die Blende gegebenenfalls an. Beachtet eventuelles Umgebungslicht durch Laternen, Vollmond oder ähnliches, weshalb ihr eventuell die Blende etwas schließen müsstet.
ISO:
Unter ISO versteht man die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Einfach ausgedrückt heißt das, je höher der ISO, desto lichtempfindlicher ist der Sensor und umso heller werden die Bilder. Da wir beim Gewitter wirklich nur die Blitze abbilden wollen und der Hintergrund eher vernachlässigt bzw. dieser durch die längere Belichtungszeit sowieso dezent abgebildet wird, ist keine hohe ISO-Zahl notwendig. Mit ISO 100 oder 200 solltet ihr ganz gut fahren, da ansonsten eventuell zu viel Umgebungslicht eingefangen wird. Das kommt aber immer ganz auf die Umgebung an.
Weißabgleich:
Da ich immer im RAW-Format fotografiere, kann ich den Weißabgleich später im RAW-Converter anpassen. Solltet ihr das nicht tun oder wollen, so wäre der Weißabgleich auf Tageslicht zu stellen. Der automatische Weißabgleich hat bei mir nicht immer die gewünschten Ergebnisse gebracht.
3.) Der richtige Standort
Noch wichtiger als die richtigen Kameraeinstellungen ist natürlich der richtige Standort. Was bringt euch ein gut belichtetes Bild, wenn der Standort bescheiden gewählt wurde? Also überlegt euch vorher, wo ihr fotografieren wollt und wo ihr vielleicht die beste Aussicht habt. Interessant sind immer Objekte im Vordergrund. Dies kann z.B. ein Baum oder auch ein interessantes Bauwerk sein. Überlegt euch auch, ob ihr im Hoch- oder lieber im Querformat fotografieren wollt. Wichtig ist jedoch, dass Gewitter und deren Gefahren nicht zu vernachlässigen sind. Fotografiert nicht im Freien und setzt euch nicht direkt dem Gewitter aus. Achtet auf eure Sicherheit. Diese ist mehr Wert als ein Foto.
4.) Der Aufbau / die Vorbereitung
Nun kommt es zum eigentlichen Bild. Ihr positioniert die Kamera auf dem Stativ und achtet auch auf einen sicheren Stand. Wer kein Stativ hat, kann sich, wie oben schon erwähnt, z.B. auch mit einem Kirschkernkissen oder ähnlichem aushelfen, indem er die Kamera bestenfalls an einem etwas höheren Ort darauf platziert. Dies ist freilich nicht die feine Art, aber auch als Fotograf muss man sich mal zu helfen wissen.
Jetzt schließt ihr den Fernauslöser bzw. Funkauslöser an die Kamera. Wenn ihr keinen Fernauslöser habt, könnt ihr auch ganz einfach den Selbstauslöser nutzen. Stellt diesen am besten auf 2 Sekunden ein. So könnt ihr auch ohne Fernauslöser wackelfrei fotografieren.
Solltet ihr eine Streulichtblende besitzen, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, diese zu benutzen um eventuell auftretendes Streulicht, welches das Bild verfälschen kann, fernzuhalten.
Wichtig: Wenn ihr vom Stativ fotografiert, deaktiviert den Autofokus sowie den Bildstabilisator. Wir fokusieren heute manuell und der Bildstabilisator könnte beim Fotografieren mit Stativ versuchen zu stabilisieren, was gar nicht nötig ist und somit das Bild verwackeln.
5.) Das eigentliche Foto
Wenn nun alles aufgebaut und die Kamera entsprechend eingestellt ist suchen wir uns einen Fokuspunkt. Habt ihr an eurer Kamera die Funktion den Fokus auf unendlich zu stellen (symbolisiert durch eine liegende Acht), dann tut dies. Wenn nicht, sucht euch einen Punkt, der weiter entfernt ist – Bäume, Häuser, etc..
Jetzt geht es an das eigentliche Foto. Drückt den Auslöser und wartet einfach ab. Es kann passieren, dass man zig Bilder machen muss, bevor man endlich einen Blitz einfängt. Aber dann hat es sich gelohnt. Überprüft nach erfolgreichem Bild auch die Schärfe.
Welche Brennweite ihr nehmt, sei euch überlassen. Dies ist je nach Bildgestaltung und Motiv bzw. Standort verschieden. Weitwinkelbilder mit interessanter Landschaft drumherum sehen natürlich toll aus, aber auch Bilder mit größerer Brennweite können sehr interessant sein.
6.) Zusammenfassung:
Ausrüstung:
  • Kamera
  • Stativ
  • Fernauslöser
  • Streulichtblende
Einstellungen:
  • manueller Modus
  • Belichtungszeit 10 – 30 Sekunden
  • Blende zwischen f/8 und f/11
  • ISO zwischen 100 und 200
  • Weißabgleich Tageslicht (bestenfalls in RAW fotografieren)
  • Autofokus nach erfolgreicher Fokusierung deaktivieren
  • Bildstabilisator deaktivieren (wenn von Stativ)
  • Brennweite je nach Bildausschnitt und Standort
Überlegungen:
  • Standort
  • Hochformat/Querformat
  • Bildausschnitt
Bitte beachtet, dass diese Tipps lediglich eine kleine Starthilfe für euch darstellen bzw. eine kleine Orientierung geben sollen. Jedes Gewitter, jede Location ist anders, sodass ihr immer etwas experimentieren müsst. Hier gibt es keine festen Werte – aber genau das macht auch den Spaß am Fotografieren aus.
Wichtig ist jedoch, dass Gewitter nicht zu vernachlässigen sind. Fotografiert nicht im Freien und setzt euch nicht direkt dem Gewitter aus. Achtet auf eure Sicherheit. Diese ist mehr Wert als ein Foto.
Beste Grüße und viel Spaß.
Steve