Hallo ihr Lieben,
habe ich Silvester 2013 noch die Kamera mit herum getragen, so werde ich sie wohl dieses Jahr mal zu Hause lassen und das Feuerwerk genießen. Wer von euch jedoch gerne an Silvester Feuerwerk oder ähnliches Fotografieren möchte, dem gebe ich hier ein paar Tipps. Diese sollen euch als kleine Orientierung dienen.
Ganz unten findet ihr auch noch mal eine kurze Zusammenfassung über die wichtigsten Punkte und Daten.
1.) Die Ausrüstung
Was wird benötigt, um an Silvester tolle Feuerwerksbilder zu machen? Eigentlich nicht viel.
- Spiegelreflexkamera (inklusive wetterfester Tasche)
- Natürlich könnt ihr auch mit jeder anderen Kamera gute Bilder machen. Es gibt ja momentan viele Digicams auf dem Markt, bei denen ihr Verschlusszeit und Blende manuell einstellen könnt. Eine Spiegelreflexkamera vereinfacht das ganze aber erheblich. Solltet ihr noch dazu ein Weitwinkelobjektiv haben, nutzt dieses.
- Stativ (optional)
- Dabei genügt ein einfaches Stativ – es muss kein Profigerät sein. Wichtig, dass es auch bei eventuellem Wind einen guten Stand gewährleistet. Wer kein Stativ hat, kann sich auch ganz einfach z.B. mit einem Kirschkernkissen oder einem kleinen mit Sand gefüllten Säckchen behelfen. Man kann auch aus der Hand fotografieren, jedoch verwackelt man bei längeren Belichtungszeiten sehr oft.
- Fernauslöser (optional)
- Dies dient dazu, beim Auslösen nicht zu verwackeln. Solltet ihr keinen Fernauslöser besitzen, auch nicht schlimm. Ich nenne euch unten einen Trick, mit dem ihr trotz fehlendem Fernauslöser gute Bilder machen könnt.
- eine Taschenlampe
- Natürlich ist es draußen dunkel, wenn ihr Feuerwerk fotografieren wollt. Und so empfehle ich euch, eine Taschenlampe mitzunehmen. Es genügt eine kleine für die Hosentasche. Spätestens wenn ihr das erste Mal im Eifer des Gefechts euer Equipment sucht, seit ihr dankbar, eine mitgenommen zu haben.
- einen fusselfreien Lappen oder ein Brillenputztuch
- Auch Silvester ist kein gutes Wetter garantiert. Es schneit, es regnet und die Luftfeuchtigkeit tut ihr übriges. Daher solltet ihr, wie sonst auch, immer einen kleinen fusselfreien Lappen bei euch haben. Für die Kamera selbst nehme ich einen Mikrofaserlappen und für die Linse hat sich bei mir ein trockenes Brillenputztuch gewährt.
- natürlich warme Kleidung
- Silvester liegt im Winter und da ist es nun mal kalt. Sorgt also für warme Kleidung, sodass ihr bei diesem Wetter auch einige Zeit draußen aushaltet.
2.) Die richtige Kameraeinstellung
Nun kommen wir zu einem wichtigen Part – der richtigen Kameraeinstellung. Dabei solltet ihr, sofern ihr diese nutzt, raus aus den Kreativprogrammen oder Kameraautomatiken rein in den manuellen Modus wechseln. Dies ist besonders wichtig, jedoch nicht allzu schwer. Bei meiner Canon EOS 450D drehe ich dazu einfach das rechte Auswahlrad auf M. Solltet ihr einen anderen Kamerahersteller haben (wobei es oft gleich/ähnlich ist), so schaut dazu einfach in die mitgelieferte Bedienungsanleitung eurer DSLR.
Belichtungszeit:
Da wir nicht wissen, wann der gewünschte Feuerwerkseffekt auftritt, ist eine längere Belichtungszeit nötig. Wenn ihr einen Fernauslöser besitzt, so schließt diesen an und dreht im manuellen Modus die Belichtungszeit auf BULB. Die bedeutet, es wird solange belichtet, wie ihr den Auslöser drückt. (anm. dies ist natürlich auch direkt am Auslöser auf der Kamera möglich, nur ist da ein Verwackeln vorprogrammiert) Solltet ihr nicht im BULB-Modus arbeiten wollen, müsst ihr ein wenig probieren. Ich empfehle Belichtungszeiten ab 4 Sekunden.
Blende:
Je nach Umgebungsbeleuchtung und Helligkeit des Feuerwerks empfehle ich eine Blende zwischen 8 und 11, wobei ich meist mit Blende 8 fotografiere und diese als gute Basis für euch dienen könnte. Wie gesagt, probiert ein bisschen und passt die Blende gegebenenfalls an. Ist das Bild unterbelichtet, dann öffnet die Blende langsam stufenweise (Blendenzahl nimmt ab) und ist es zu hell, dann schließt die Blende etwas (Blendenzahl nimmt zu).
ISO:
Unter ISO versteht man die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Das heißt, je höher der ISO, desto lichtempfindlicher ist der Sensor und umso heller werden die Bilder. (zu diesem Thema werde ich aber demnächst ein eigenes Tutorial schreiben) Da wir beim Feuerwerk wirklich nur die Lichter abbilden wollen und der Hintergrund eher vernachlässigt wird, ist keine hohe ISO-Zahl notwendig. Mit ISO 100 solltet ihr ganz gut fahren, da das Feuerwerk an sich ja doch ziemlich hell ist.
Weißabgleich:
Da ich immer im RAW-Format fotografiere, kann ich den Weißabgleich später im RAW-Converter anpassen. Solltet ihr das nicht tun oder wollen, so wäre der Weißabgleich auf Tageslicht zu stellen. Der automatische Weißabgleich hat bei mir nicht immer die gewünschten Ergebnisse gebracht.
3.) Der richtige Standort
Noch wichtiger als die richtigen Kameraeinstellungen ist natürlich der richtige Standort. Was bringt euch ein gut belichtetes Bild, wenn der Standort bescheiden gewählt wurde und ihr kein vernünftiges Feuerwerk vor die Linse bekommt? Also überlegt euch vorher, wo ihr fotografieren wollt und wo ihr vielleicht die beste Aussicht habt. Beachtet auch, dass bei größeren Menschenansammlungen auch ab und zu mal eine Person ins Bild laufen könnte. Wählt euren Platz daher lieber etwas abseits oder seid einfach rechtzeitig am gewünschten Spot. Große Feuerwerke ziehen auch immer viele Menschen an. Überlegt euch auch, ob ihr im Hoch- oder lieber im Querformat fotografieren wollt.
4.) Der Aufbau / die Vorbereitung
Nun kommt es zum eigentlichen Bild. Ihr positioniert die Kamera auf dem Stativ und achtet auch auf einen sicheren Stand. Wer kein Stativ hat, kann sich, wie oben schon erwähnt, z.B. auch mit einem Kirschkernkissen oder ähnlichem aushelfen, indem er die Kamera bestenfalls an einem etwas höheren Ort darauf platziert. Dies ist freilich nicht die feine Art, aber auch als Fotograf muss man sich mal zu helfen wissen.
Jetzt schließt ihr den Fernauslöser bzw. Funkauslöser an die Kamera. Dies ist wichtig, da die Kamera bei jeder kleinen Berührung verwackeln könnte und somit das Bild verschwommen wäre. Solltet ihr den BULB-Modus nutzen, so ist dies ohnehin nötig. Wenn ihr keinen Fernauslöser habt, könnt ihr auch ganz einfach den Selbstauslöser nutzen. Stellt diesen am besten auf 2 Sekunden ein. So könnt ihr auch ohne Fernauslöser wackelfrei fotografieren.
Wichtig: Wenn ihr vom Stativ fotografiert, deaktiviert den Autofokus sowie den Bildstabilisator. Wir fokusieren heute manuell und der Bildstabilisator könnte beim Fotografieren mit Stativ versuchen zu stabilisieren, was gar nicht nötig ist (zum Beispiel die sich bewegende Rakete) und somit das Bild verwackeln.
5.) Das eigentliche Foto
Wenn nun alles aufgebaut und die Kamera entsprechend eingestellt ist suchen wir uns einen Fokuspunkt. Habt ihr an eurer Kamera die Funktion den Fokus auf unendlich zu stellen (symbolisiert durch eine liegende Acht), dann tut dies. Wenn nicht, sucht euch einen Punkt, der in etwa so weit entfernt ist, wie das Feuerwerk – Bäume, Häuser, etc.. Dabei kann euch auch die Taschenlampe hilfreich sein, indem ihr beispielsweise die Bäume anleuchtet, während ihr scharf stellt. Zur Not wartet einfach auf die erste Rakete. Ihr könnt das auch gerne mit AF machen, aber danach solltet ihr unbedingt den Autofokus deaktivieren.
Jetzt geht es an das eigentliche Foto. Drückt bestenfalls den Auslöser, sobald die Rakete abhebt und lasst ihn los, wenn sie explodiert ist – bzw. variiert mit der Belichtungszeit. Ihr könnt auch versuchen, mehrere Raketen auf ein Bild zu bekommen, indem ihr den BULB-Modus nutzt, nach erfolgreicher Explosion die Hand vor das Objektiv haltet und bei einer weiteren Rakete wieder wegnehmt. Die könnt ihr auch mit noch längeren Belichtungszeiten erreichen. Hier dürft ihr ein wenig probieren und experimentieren.
Welche Brennweite ihr nehmt, sei euch überlassen. Dies ist je nach Bildgestaltung und Motiv bzw. Standort verschieden. Probiert einfach ein wenig.
6.) Zusammenfassung:
Ausrüstung:
- Kamera
- Stativ
- Fernauslöser
- Taschenlampe
- Reinigungstuch
- warme Kleidung
Einstellungen:
- manueller Modus
- Belichtungszeit BULB oder ab 4 Sekunden
- Blende zwischen f/8 und f/11
- ISO 100
- Weißabgleich Tageslicht (bestenfalls in RAW fotografieren)
- Autofokus nach erfolgreicher Fokusierung deaktivieren
- Bildstabilisator deaktivieren (wenn von Stativ)
- Brennweite je nach Bildausschnitt und Standort
Überlegungen:
- Standort
- Hochformat/Querformat
- Bildausschnitt
Bitte beachtet, dass diese Tipps lediglich eine kleine Starthilfe für euch darstellen bzw. eine kleine Orientierung geben sollen. Jedes Feuerwerk, jede Location ist anders, sodass ihr immer etwas experimentieren müsst. Hier gibt es keine festen Werte – aber genau das macht auch den Spaß am Fotografieren aus.
Wichtig ist jedoch, dass ihr ein schönes Silvester habt. Passt auch auf, dass euer Equipment nicht von Böllern, Schnee/Regen oder Sektspritzern in Mitleidenschaft gezogen wird.
Beste Grüße und einen guten Rutsch
Steve